Was die aktuelle US-Politik mit Schweizer Datensouveränität zu tun hat

Sowohl Unternehmen als auch Behörden setzen seit längerem auf Cloud-Standardlösungen von Google, Microsoft und Co. So praktisch dies ist, so fragwürdig ist es hinsichtlich der Datensouveränität (siehe Box). Trotzdem setzt die Bundesverwaltung auf Microsoft 365 für seine Angestellten und hat bereits rund 15'000 Arbeitsplätze mit der neuen Office-Version ausgestattet. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, was die aktuelle politische Lage in den USA und der Kniefall der Tech-Milliardäre vor US-Präsident Donald Trump mit der Datensicherheit und -hoheit von Schweizer Behörden zu tun haben – und welche Alternativen zu Microsoft 365 es gibt.

[ 1 ]Tech-Riesen knicken vor Trump ein

Die Tech-Milliardäre waren bei der Amtseinführung von Präsident Donald Trump nicht nur anwesend, sondern Meta-Chef Mark Zuckerberg, Amazon-CEO Jeff Bezos sowie Google-CEO Sundar Pichai und natürlich Elon Musk, Tesla-Chef und Besitzer der Social-Media-Plattform X sowie ein enger Berater von Trump, sassen bei der zweiten Inauguration von Trump in der ersten Reihe. Die Plätze in unmittelbarer Nähe des US-Präsidenten sind normalerweise für ehemalige Präsidenten, Ehrengäste und Familienangehörige reserviert. 

Einen fahlen Beigeschmack hinterlässt die prominente Platzierung der Tech-Konzernchefs ausserdem, weil sowohl Meta, Amazon als auch Alphabet, der Mutterkonzern von Google, jeweils eine Million US-Dollar für Trumps Amtseinführung gespendet haben. Dasselbe gilt für weitere Tech-Riesen wie Microsoft oder OpenAI (SRF berichtet); aber sogar der als politisch liberal bekannte Apple-Chef Tim Cook hat eine Million Dollar locker gemacht, wie Heise Online berichtet. Während Tesla-Milliardär Musk schon lange hinter Trump steht, hatte sich Meta-Chef Zuckerberg in der Vergangenheit gegen dessen Angriffe gewehrt. Jetzt scheint nicht nur der Meta-Chef vor Donald Trumps Regierung einzuknicken, sondern auch seine Silicon-Valley-Kollegen. 

Lange galt die amerikanische Tech-Szene als liberal bis progressiv. Was ist passiert? Offenbar versprechen sich die Tech-Grössen eine wirtschaftsfreundlichere Politik von der Trump-Regierung, als dies bei der Biden-Administration der Fall war. Und das wird Auswirkungen auf die Datensouveränität haben – auch in der Schweiz.

[ 2 ]Schweizer Behörden setzen auf US-Dienste

In der Schweiz setzt der Bund klar auf die Cloud von Microsoft. Bereits seit Oktober 2024 läuft der schrittweise Rollout von Microsoft 365 für die Bundesverwaltung, wie das Techportal Inside-IT schreibt. Rund 15'000 Arbeitsplätze sollen bereits mit der jüngsten Office-Version von Microsoft ausgestattet sein, was einem Drittel der Belegschaft entspricht, wie die Bundeskanzlei Anfang März 2025 mitteilte. Bis Ende Jahr sollen die restlichen Arbeitsplätze mit Microsoft 365 ausgestattet werden. 

Lange Zeit galt das Modell Microsoft 365 als alternativlos – obwohl es durchaus Alternativen gäbe. Doch spätestens im Hinblick auf die jüngsten Ereignisse der US-Politik sollte dies nochmals grundsätzlich hinterfragt werden. Denn während die US-Politik bisher als stabil galt und die Tech-Konzerne dem staatlichen Druck nach Dateneinsicht oft widerstanden, kann dies nicht mehr vorausgesetzt werden. Unter diesen Voraussetzungen sollten gerade Schweizer Städte und Gemeinden die sensible Informationen und personenbezogene Daten verarbeiten  ihre Daten nicht auf Cloud-Servern von amerikanischen Unternehmen speichern – egal ob deren Standorte in Amerika oder in der Schweiz liegen.

[ 3 ]Was können Schweizer Städte und Gemeinden unternehmen?

Bei der aktuellen politischen Ausrichtung der USA und in Zeiten der Daten-Auslagerung und Datenverarbeitung in (Public) Clouds ist es 2025 noch zentraler, alleinige Kontrolle über seine Daten zu haben. Anstatt reflexartig zur Plattform Microsoft 365 zu wechseln, können öffentliche Behörden zum Beispiel eine On-Premises-Installation verwenden. Wenn hiesige Gemeinden hierfür mit Schweizer Cloud-Anbietern zusammenarbeiten – die ausschliesslich der Schweizer Rechtsprechung unterliegen –, kann die Daten-Souveränität gewahrt und das Risiko von Datenschutzverletzungen minimiert werden.

Alternativ können öffentliche Behörden Open-Source-Lösungen als Alternative in Betracht ziehen. Open-Source-Software bietet mehr Kontrolle über die Daten, sind weniger anfällig für ausländische Einmischung und sind ausserdem an die eigenen Anforderungen anpass- und erweiterbar.  Mehr zu alternativen Lösungsansätzen findet sich in diesem Blog-Artikel zum Thema Datensouveränität

[ 4 ]BOX


Datensouveränität und -Haltung in der Schweiz

Die Daten-Souveränität bezieht sich auf das Recht eines Landes oder einer Organisation, die Kontrolle und die Entscheidungsgewalt über die eigenen Daten zu haben. In der Schweiz ist die Sicherstellung der Daten-Souveränität von entscheidender Bedeutung, insbesondere für öffentliche Behörden, die sensible Informationen und personenbezogene Daten verarbeiten. Die Datenhaltung bei einem Schweizer Unternehmen innerhalb der Schweiz gewährleistet, dass die Daten den schweizerischen Datenschutzgesetzen unterliegen und nicht ohne Zustimmung der Behörden offengelegt werden können. Sind die Daten zum Beispiel bei einem amerikanischen Konzern in einem Rechenzentrum in der Schweiz gespeichert, ist diese Datensouveränität nicht gegeben.