Wie Gemeinden ihre Digitalisierung vorantreiben können

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Auch wenn die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltungen in der Schweiz Fortschritte gemacht hat, hinkt sie den Ansprüchen der Bevölkerung hinterher. Denn die gerade veröffentlichte Nationale E-Government-Studie 2025 macht deutlich, dass der Online-Trend anhält. Der Studie zufolge wünscht sich die Schweizer Bevölkerung, dass Behördengänge digital erledigt werden können, ob es dabei um die Steuererklärung oder den Bezug einer E-Vignette geht. Ganze 73 Prozent der Bevölkerung erledigen mindestens die Hälfte der Behördendienste online, was im Vergleich zum Jahr 2021 einen Anstieg um 4 Prozentpunkte darstellt. 

Zudem zeigt die aktuelle E-Government-Studie, die die Digitale Verwaltung Schweiz im März 2025 veröffentlicht hat, dass die befragten Personen sich noch weitere digitale Dienstleistungen wünschen. Dazu gehören beispielsweise die Anzeige von Bagatelldelikten wie z. B. Velodiebstahl (40 %), Wohnsitz- oder Fahrzeuganmeldungen (43 %) oder die Bestellung von diversen Dokumenten. Teilweise können diese Services bereits heute online abgewickelt werden, was aber offenbar noch zu wenig bekannt ist.

[ 1 ]Trotz grösstem Ausbaubedarf: Gemeinden sehen am wenigsten Bedarf dafür

Die Befragten wurden unter anderem gefragt, ob das Online-Angebot der Behörden ausgebaut werden müsste – aufgeteilt nach Bund, Kantone und Gemeinden. Beim Bund sollte nach dem Willen der Bevölkerung das Online-Angebot zu 7 % «stark ausgebaut werden», bei den Kantonen sind 8 Prozent der Befragten dieser Meinung und bei den Gemeinden 11 Prozent. Sowohl beim Bund, bei den Kantonen als auch bei Gemeinden sollte ausserdem das Angebot Digitalangebot «eher ausgebaut werden». Die Bevölkerung sieht dies für den Bund bei 20 Prozent, für die Kantone bei 28 Prozent und für die Gemeinden sogar bei 33 Prozent.  

Interessanterweise sehen ausgerechnet die Befragten auf Gemeindeebene dies ganz anders. Die Vertretenden der Gemeindebehörden sind viel zufriedener mit dem Status Quo als die Vertretenden beim Kanton oder Bund. Auf Gemeindeebene finden 27 Prozent, es solle alles so bleiben, wie es ist. Die Befragten bei den Gemeinden sind nur zu 12 Prozent der Ansicht, dass das Online-Angebot stark ausgebaut werden sollte, 60 Prozent finden, es sollte «eher ausgebaut werden.

Zum Vergleich: Die Kantons-Vertreter finden zu 42 Prozent, dass das Angebot stark ausgebaut werden soll, 58 Prozent sind dafür, es eher auszubauen. Die Befragten der Bundesverwaltung sind am klarsten der Meinung, dass das Angebot ausgebaut werden soll. Ganze 61 Prozent sehen einen Bedarf nach einem sehr starken Ausbau. 35 Prozent finden, das Online-Angebot solle eher ausgebaut werden.

Der Digitalisierungs-Wunsch der Bevölkerung und die Ansicht der Gemeinde-Vertretenden klaffen somit weit auseinander. «Trotz grösstem Ausbaubedarf an digitalen Diensten bei den Gemeinden, sehen diese dafür am wenigsten Bedarf», bringt es ein Satz in der Studie auf den Punkt. 

[ 2 ]Warum dauert die Digitalisierung bei den Gemeinden so lange?

Für die gemächliche Umsetzung digitaler Angebote gibt es verschiedene Gründe. Die Nationale E-Government-Studie 2025 sieht beim Bund, analog der Vorjahre, die fehlenden Rechtsgrundlagen und bei Kantonen und Gemeinden die knappen Personalressourcen als Hauptgründe. Als weiteren erschwerenden Faktor verortet die Studie auf allen drei Verwaltungsebenen Budgetrestriktionen. 

Doch obwohl bei den Bundesbehörden «IKT-/ICT-Infrastruktur auf Platz 4 der Gründe genannt wird, die eine Umsetzung erschweren, wurde dies mit 35 Prozent deutlich weniger als Hindernis wahrgenommen als in der letzten Befragung von 2021 (53 %). Kantone und Gemeinden schätzen diesen Faktor als weniger relevant ein (Platz 6, 31 %).

Ein weiterer Grund dürfte sein, dass es derzeit mehrere Digitalisierungsprojekte gibt, an denen verschiedene Gemeinden, Städte und Kantone teilnehmen. Ein Beispiel ist egovpartner.ch. Die Zusammenarbeitsorganisation soll die Digitalisierung und digitale Transformation der Verwaltungen im Kanton Zürich vorantreiben, heisst es auf der Webseite. Bereits seit 2012 arbeiten Gemeinden, Städte und die Verwaltung des Kantons Zürich unter dem Label egovpartner zusammen. Die bekanntesten Online-Angebote, die daraus resultieren, sind zum Beispiel eUmzug, ePublikation.ch (Digitales Amtsblatt) oder eBaugesucheZH. 

Doch wer die veröffentlichten Projekte genauer anschaut, dem fallen einerseits die sehr langen Fristen auf und dass in den letzten sechs Monaten Projektmässig nicht viel konkretes passiert ist. Bei den Projekten sind nur vier abgeschlossene aufgelistet, immerhin neun sind in der Umsetzung, neun weitere sind jedoch erst in der Initialisierungs-Phase (Stand: 5.5.2025). 

Nehmen wir das Beispiel «E-Services», ein hochdringliches Projekt. Das Projekt E-Services wurde durch egovpartner Ende 2024 lanciert. Laut Projektbeschrieb läuft die Initialisierungsphase noch bis Ende Juni 2025. Im zweiten Halbjahr 2025 soll eine Ausschreibung stattfinden, um externe Softwarepartner für die gemeinsame Entwicklung der E-Service-Plattform zu akquirieren. Laut Roadmap ist die Umsetzung der E-Services 2026 geplant – die Bevölkerung muss sich somit noch gedulden. 

Dass zahlreiche Gemeinden bei diesem Projekt mitmachen, ist einerseits zu begrüssen. Andererseits dürfte der Föderalismus eine effiziente Umsetzung nicht unbedingt leichter machen. 

[ 3 ]Wie können Gemeinden vorwärtsmachen?

Indem die Gemeinden selbst die Initiative bezüglich Digitalisierung ergreifen, können sie lange Wartezeiten und zahlreiche Diskussionen umgehen. Zunächst gilt es, die eigenen Bedürfnisse zu evaluieren. Bei zu knappen Personalressourcen kann man sich auch einen externen IT-Outsourcing-Spezialisten ins Boot holen. Dieser kann eine Gemeinde beraten, ein Projekt effizient umsetzen und die Mitarbeitenden in der Handhabung schulen. So kann eine Gemeinde der Bevölkerung zum Beispiel einen modernen, leicht verständlichen und sicheren virtuellen Bürgerschalter (eServicePortal) anbieten. Mit einem solchen eServicePortal kann eine Gemeinde in nützlicher Frist zahlreiche Dokumente – von der Bestellung amtlicher Dokumente wie Wohnsitzbescheinigungen über Bewilligungs-Gesuche für z. B. die Absperrung von öffentlichen Strassen oder Parkplätzen bis hin zu Anmeldungen für die Tagesstruktur einer Schule – durchgängig digital anbieten.

Falls die Gemeindelösung Teil einer übergeordneten kantonalen Lösung sein sollte, kann eine Gemeinde-Lösung daran angebunden werden. Falls eine Gemeinde für den Spagat zwischen Datenschutz und Homeoffice-Bedürfnisse der Mitarbeitenden noch eine Lösung sucht: Es gibt gar eine Schweizer Alternative zu Microsoft 365 und Microsoft Teams. Und dies, ohne dass schützenswerte Daten auf amerikanischen Servern gespeichert werden; denn mit einem hiesigen Anbieter bleibt ausserdem die Datensouveränität gewahrt.